Am 21.2.09 fand unsere erste mobile Obdachlosenküche (’mobkü’) in Hamburg statt. Schon vier Wochen vorher hatten wir einiges vorzubereiten, abzusprechen und zu organisieren. Wir legten in unserer Gruppe fest, dass wir hauptsächlich vegan und wenn es sich durch die Umstände der Lebensmittelspenden ergeben sollte (Eier, Käse, Yoghurt, Butter, etc.), vegetarisch kochen würden. Einstimmig entschieden wir uns gegen die Verwendung von Fleisch. Wir legten einen Wochentag fest, an dem wir drei zusammen Zeit haben würden um zu kochen, trafen uns um bei einem Erkundungsspaziergang in der von uns ausgewählten Gegend, Treffpunkte von Obdachlosen ausfindig zu machen und um sie zu fragen ob Interesse bestehen würde wenn wir Essen für sie kochen.
Wir machten einen Zettel für Geschäfte und Marktstände, auf dem wir uns vorstellten. Wir schrieben unsere Vornamen, allgemeines über uns (z.B. dass wir uns in der Ausbildung oder im Zivildienst befinden), beschrieben unsere Motivation für Obdachlose zu kochen, dass wir eine selbstorganisiert Gruppe sind, wir vergleichbar wie die Hamburger Tafel fungieren und wir mit einem Handkarren alles zu transportierende bewegen.
Mit diesem Zettel stellten wir uns in drei Bioläden und auf dem Wochenmarkt vor und erfragten ob es möglich wäre aussortiertes Obst und Gemüse und eventuell auch andere abgelaufene Produkte erhalten zu können. Diese Informationen über uns und unser tun sind wichtig, weil ständig wechselndes Personal die Verantwortung über Herausgabe von Nahrungsmitteln häufig problematisch sind. Ein allgemeiner Aushang im Mitarbeiterbüro mit unserem Zettel und das daneben vermerkte Ok der Chefin sind dabei sehr hilfreich.
Die Resonanz der Läden war gut auch wenn sich am ersten Kochtag noch leichte Anlaufschwierigkeiten bei einem der drei Geschäfte zeigten.
Der erste Kochtermin
Um 12h trafen wir uns vor einem der Geschäfte um abzuholen, was die Tafel Samstags nie abholt. Dann gingen wir auf den Wochenmarkt und sammelten eine mehr als ausreichende Menge an Obst und Gemüse zusammen. Zusätzlich sammelte eine Person von uns, auf dem Wochenmarkt von den dort einkaufenden Kunden, Spendengelder für entstehende Nebenkosten wie Öl, Gewürze, Reis, Nudeln etc. Ein Mann, der in der von uns gewählten Küche der Getränkelieferant ist, wurde zufällig auf dem Wochenmarkt auch auf eine Spende hin angesprochen und antwortete auf die Frage, dass er uns Getränke spenden möchte. Er fragte um welche Uhrzeit wir in der Küche sind und was wir gerne an Getränken hätten, um sie zu verteilen. Wir entschieden uns für Saft und er versprach sie nächste Woche bei uns anzuliefern! Sehr sehr cool!
Während zwei von uns das Obst und Gemüse mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Küche brachten, kaufte die dritte Person von den gesammelten Spenden im Nord-Süd Kontor (Hamburgs größter ’Eine Weltladen’) 3,5 kg fairgehandelten, biologisch angebauten Reis ein. Auf diese Art und Weise des Einkaufs, können wir gleich zweifach die Lebensbedingungen von wirtschaftlich benachteiligten Menschen verbessern und fördern den Anbau von Lebensmittel unter erstrebenswerten, ökologischen Aspekten. Eventuell legen wir ein Kundenkonto dort an, weil dann der Einkauf von Produkten zum Einkaufspreis möglich wäre.
Wir entschieden uns an diesem Tag, anzustreben soweit wie möglich nur biologisch angebautes Obst und Gemüse zu verwenden und möglichst nur fairgehandelte Produkte zu kaufen. Die Verkäuferin fand die Idee unserer Kochgruppe und unser ’zweifaches’ soziales Engagement so toll, dass sie uns mit einer halben handvoll Kleingeld aus der Mitarbeiter Kaffeekasse unterstützte.
Kochen, transportieren und verteilen
Zum Putzen, Schneiden und Kochen luden wir gegen 14h ein. Zwei super nette und hilfsbereite Freiwillige kamen dazu und so schnippelten und kochten wir zu fünft ein Reisgericht und einen total leckeren Obstsalat zusammen. Dann stellten wir die beiden Töpfe auf den Handkarren, isolierten den Topf mit der warmen Speise mit Tüchern und gingen um 17:30h los. Leider begann es zu regnen, was zur Folge hatte, dass kaum noch Leute an den von uns zuvor ausgekundschafteten Plätzen aufzufinden waren. Am Bahnhof Altona, in der Fußgängerzone Altonas, am Hauptbahnhof, am Anfang der Spitalerstrasse und am Drop in verteilten wir das Essen. Pappteller und Plastikgabeln hatten wir dabei.
Gegen 20:30h waren wir zurück in der Küche. Wuschen die Töpfe aus, machten ein kurzes Reflektionsgespräch der Aktion und beendeten den ersten und trotz Regen, sehr erfolgreichen Tag.
Zukünftig planen wir, ein oder zwei Plätze als zentralen Verteilerpunkt zu finden. Es hat viele Vorteile wenn es sich herumspricht, dass es an diesem Platz Essen gibt. Zum einen können wir Metallbestecke und wieder benutzbare Teller verteilen und später wieder einsammeln (Abfallreduzierung) und wir brauchen nicht soviel Energie und Zeit um all unser Essen, suchend an die überall verstreuten Menschen zuverteilen.
Das nächste mal werden wir am 28.2.09 kochen. Wenn du auch Lust hast mit zu kochen, dann melde dich unter piratesparty_hh@gmx.de
Jede helfende Hand ist eingeladen und jedes nette Gesicht gern gesehen!